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Mujinga Kambundji darf sich erstmals Europameisterin nennen

Die 30-jährige Berner Sprinterin feiert in München einen weiteren Meilenstein in ihrer fantastischen Karriere. Über 200 m schlägt sie mit Dina Asher-Smith eine ganz Grosse auf dieser Distanz.

Über 100 m sah Mujinga Kambundji bis wenige Meter vor dem Ziel wie die sichere Siegerin aus. Doch nach «70 sehr guten Metern» begann der Motor zu harzen, wurde ihr Schritt auf einmal schwerfälliger. «Der Schluss war mittelmässig», bilanzierte die 30-Jährige, «und ich habe mich nach dem Rennen ein wenig geärgert, weil es so eng war.»

Obwohl die 30-jährige selbst sagt, «nie mit Ärger im Bauch Rennen zu bestreiten», wusste sie im Verlauf ihrer Karriere doch stets auf Enttäuschungen zu reagieren. Und eine solche Reaktion kam gestern Abend auch im Olympiastadion in München. Vielleicht sogar so überzeugend wie noch nie.

Bereits am Tag vor dem Rennen über 200 m zeigte sich die Schweizer Rekordhalterin ausserordentlich entspannt und locker. Genau diese Lockerheit machte im Final den Unterschied.

Erstmals lässt Kambundji Dina Asher-Smith das Nachsehen

Aufgrund des Potenzials lief alles auf einen Zweikampf zwischen Mujinga Kambundji und der vier Jahre jüngeren Britin Dina Asher-Smigh hinaus. Sie hatte die letzten beiden EM-Rennen über 200 m gewonnen, klassierte sich vor einem Monat an der WM in Eugene auf Platz 3 und gewann den Weltmeistertitel 2019 in Doha, als die Schweizerin ihrerseits erstmals auf das WM-Podest stürmte.

Nun kehrte Mujinga Kambundji den Spiess erstmals um. Die beiden Konkurrentinnen mit vergleichbaren Bestzeiten in dieser Saison kamen auf gleicher Höhe aus der Kurve. Doch dann gelang der Bernerin, was zuvor immer wieder zu ihrer kleinen Schwachstelle geriet – sie blieb diesmal auch auf den letzten Metern locker, während Asher-Smith die Präsenz der Schweizerin neben ihr hemmte und nicht beflügelte.

Im Ziel dann zuerst ungläubiges Staunen in den Augen von Kambundji, bevor sie zu realisieren begann, dass mit dem ersten EM-Titel erneut ein Meilenstein in der Karriere geschafft ist.

Waterloo für Schweizer Staffel ohne Kambundji

Die fix eingeplante Chance auf eine dritte EM-Medaille bleibt der Bernerin nun aber verwehrt. Der Staffel-Final über 4 x 100 m findet erstmals seit 2016 bei einem Grossanlass ohne Schweizer Beteiligung statt. Das Quartett Ajla Del Ponte, Géraldine Frey, Salomé Kora und Melissa Gutschmidt vergeigte den Halbfinal vollkommen. In enttäuschenden 43,93 Sekunden verabschiedete sich die Schweiz bereits im Vorlauf.

Zum Vergleich: Beim Sieg am Diamond-League-Meeting in Stockholm lief das Team – damals mit Mujinga Kambundji – eine Zeit von 42,13 Sekunden. Nach drei vierten Plätzen bei EM, WM und Olympia strebten die Sprinterinnen ihre erste Medaille an. Stattdessen blieb den Ausgeschiedenen nur ungläubiges Staunen. Und Mujinga Kambundji kann mit ihre Gold- und Silbermedaille im Gepäck frühzeitig nach Hause reisen.

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