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Wann beginnt der Booster zu wirken? – Antworten zu Omikron und Auffrischimpfungen

Mit der neuen Virusvariante ändern sich die Spielregeln der Pandemie. Aufschlussreich ist besonders der Blick nach Grossbritannien. Wir haben uns sieben aktuellen Fragen angenommen.

Hat Omikron in der Schweiz bereits Delta überholt?

Dies ist zumindest in einigen Regionen der Fall. Der Tessiner Kantonsarzt Giorgio Merlani hatte bereits am Donnerstag in einem Interview mit dem Sender RSI gesagt, Omikron sei in seinem Kanton zur dominierenden Variante geworden. Ähnlich sieht es im Raum Zürich aus, wie Task-Force-Vizepräsident Urs Karrer zur «NZZ am Sonntag» sagte. In Genf gingen am 23. Dezember dreissig Prozent der positiven Tests auf Omikron zurück. Der Anteil verdoppelt sich den aktuellen Erfahrungen zufolge alle paar Tage, sodass vermutlich auch dort Omikron noch dieses Jahr die Hälfte ausmachen wird oder bereits ausmacht. Im Szenario der Taskforce wird die neue Variante noch vor dem Dreikönigstag landesweit dominieren, eventuell sogar noch dieses Jahr.

In der Eishockeymannschaft HC Davos und ihrem Umfeld kam es zu 18 Ansteckungen, obwohl fast alle doppelt geimpft waren und rund ein Drittel sogar geboostert war. Versagt die Impfung?

In der Tat hat die Impfung ein Problem mit Omikron. Für doppelt Geimpfte, ist das Risiko, an der Delta-Variante zu erkranken, sehr viel geringer als für Ungeimpfte – mit Omikron hingegen infizierten sie sich beinahe gleich oft. Ähnliches sieht es für Genesene aus. Fachleute erwarten aber, dass Geimpfte und Genesene zumindest besser gegen schwere Verläufe gewappnet sind. Besser sieht es mit dem Booster aus. Daten aus dem Vereinigten Königreich zeigen einen zumindest kurzfristig deutlich höheren Schutz nach der Booster-Dosis. Doch auch die dreifache Impfung wirkt gegen Omikron schlechter als gegen Delta.

Beim HC Davos waren am Sonntag gemäss SRF alle Betroffenen auf dem Weg der Besserung.

Wie lange dauert es, bis die Wirkung der Booster-Impfung einsetzt?

Spätestens zwei Wochen nach der Impfung entfaltet der Booster seine volle Wirkung. Studien deuten jedoch darauf hin, das der Schutz meist schon nach einer Woche erhöht ist.

Wie lange hält der Schutz durch den Booster an?

Bei dieser Frage muss unterschieden werden zwischen dem Schutz vor einer Infektion und demjenigen vor einem schweren Verlauf. In Grossbritannien zeigt sich, dass der Schutz der Booster-Impfung vor einer symptomatischen Omikron-Infektion relativ schnell abnimmt. Nach zehn Wochen ist er demnach bereits wieder um 15 bis 25 Prozent tiefer. Vermutlich hält aber der Schutz vor schweren Verläufen länger an. Er hängt nicht nur von den Antikörpern ab, sondern auch in vergleichsweise hohem Mass von sogenannten Gedächtniszellen im Immunsystem. Noch gibt es aber zu wenige schwere Verläufe, um zuverlässige Daten ablesen zu können.

Wird uns schon bald eine vierte Dosis empfohlen?

Schwierige Frage. Israel war in der Woche vor Weihnachten das erste Land, das eine vierten Impfdosis für alle über 60 und fürs Gesundheitspersonal empfohlen hat – noch ohne dass der Nutzen wissenschaftlich belegt wäre. Eine Studie mit Freiwilligen ist am Laufen. Im als impffreudig bekannten Grossbritannien wird derzeit darüber diskutiert, ob eine vierte Dosis für ältere Menschen und solche mit erhöhtem Risiko sinnvoll sei. Eine Entscheidung wird für die nächsten Tage erwartet.

In der Schweiz wird eine vierte Dosis bislang nur schwer immundefizienten Personen empfohlen. Für die breite Bevölkerung ist das Thema noch nicht aktuell, weil Boosterimpfungen erst seit Ende November zugelassen sind. In einigen Wochen dürften sich genauer abschätzen lassen, wie gut dreifach Geimpfte gegen Infektionen und besonders gegen schwere Verläufe geschützt sind und wie sich eine vierte Dosis auswirkt. Denkbar ist, dass dereinst ein Booster mit einem speziell auf Omikron angepassten Impfstoff empfohlen wird. Solche Impfstoffe könnten im Frühjahr auf den Markt kommen.

Ist Omikron überhaupt gefährlich?

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Eine Infektion mit Omikron muss seltener im Spital behandelt werden als mit Delta. Im Vereinigten Königreich ist das Risiko einer Hospitalisation bei einer Omikron-Infektion um 50 bis 70 Prozent tiefer. Das kann auch damit zusammenhängen, dass tendenziell mehr jüngere betroffen sind, bei denen es in der Regel zu weniger Komplikationen kommt.

Die schlechte Nachricht: Omikron ist so stark ansteckend, dass es unter dem Strich doch zu mehr Spitalfällen kommt. Die Infektionszahlen nehmen rasant zu, auch in der Schweiz. Das ist der Grund, weshalb viele Spitäler aktuell überlastet sind und Operationen verschieben müssen. Hinzu kommt, dass auch das Personal nicht vor Infektionen gefeit ist und es deshalb vermehrt zu Ausfällen und Engpässen kommt. Die Taskforce rechnet mit nochmals einem starken Anstieg der Infektionszahlen spätestens im Januar.

Sollen auch Jugendliche boostern gehen?

Bislang wird die Auffrischimpfung von der Eidgenössischen Impfkommission ausschliesslich Personen ab 16 Jahren empfohlen. Für 5- bis 15-Jährige heisst es in den Empfehlungen: «Die Daten zum Nutzen der Auffrischimpfung für diese Personen sind noch sehr begrenzt.»

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