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Omikron nimmt überhand: BAG erwartet Dominanz noch in diesem Jahr

In den urbanen Ballungsräumen sei wohl bereits jede fünfte Infektion auf die Omikron-Variante zurückzuführen, erklärte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag an einer Medienkonferenz. In der ländlichen Schweiz sei Omikron derzeit kaum verbreitet – noch. Eine erste Abschätzung zeige nämlich: «Der Anteil von Omikron verdoppelt sich alle drei bis vier Tage.» Demnach wäre die Mutante noch in diesem Jahr, spätestens Anfang Januar, die in der Schweiz dominante Variante.

Das Problem: Nach vorläufigem Erkenntnisstand ist Omikron mehr als doppelt so ansteckend wie die Delta-Variante. Auch wenn es Anzeichen dafür gebe, dass die Krankheit bei Omikron häufiger mild verlaufe, sei dies kein Grund zur Entwarnung, so Mathys. Er erwarte «viele infizierte und kranke Personen in äusserst kurzer Zeit». Die geringere Schädlichkeit des Virus würde durch die erhöhte Übertragbarkeit mehr als wettgemacht. Der Druck auf die Spitäler werde deshalb über die Festtage zunehmen.

«Kein Lichtblick, sondern die Ruhe vor dem Sturm»

Dies auch deshalb, weil die Intensivstationen bereits gut belegt sind. Mehr als jeder dritte Intensivplatz wird derzeit für einen Covid-19-Fall gebraucht. Auch wenn die Zahl der Neuansteckungen seit geraumer Zeit wieder leicht rückläufig ist, bleiben die Zahlen auf den Intensivstationen wegen der zeitlichen Verzögerung auf ihrem hohen Niveau. Die sich abzeichnende Trendwende bei der fünften Welle sei deshalb kein Lichtblick, sondern bloss die Ruhe vor dem Sturm, warnte Mathys.

Er rief an der Medienkonferenz zu den altbekannten Massnahmen auf: Maske, Hygiene, Abstand, Händewaschen. Die Impfung hilft in der jetzigen Lage nur noch bedingt, wie Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, einräumte. Er verwies auf Daten, wonach die in der Schweiz verwendeten Vakzine gegen Omikron schon zwei Monate nach der Grundimmunisierung nur noch zu 35 Prozent vor Infektion schützten. Überhaupt hätten Geimpfte bis zu 40 mal weniger Antikörper als Genesene, die sich mit Delta infiziert hatten. Eine Auffrischimpfung könne den Impfschutz kurzfristig stark erhöhen, über die Langzeitwirkung sei aber noch nichts bekannt, so Berger.

Risikogruppen sollen beim Booster Priorität haben

Die Impfung bleibe aber eines von vielen Instrumenten im Kampf gegen die sich nun aufbäumende Omikron-Welle, weshalb die Ekif die Wartefrist für die Auffrischimpfung in ihrer angepassten Impfempfehlung auch auf vier Monate gesenkt habe, erklärte Berger weiter. Prioritär müssten davon alte und besonders gefährdete Personen profitieren, sagte Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz. Aus epidemiologischer Sicht sei eine Staffelung der Durchimpfung auch nicht zwingend ein Nachteil, etwa dann, wenn es zu weiteren schnellen Wellen komme. Ob und wie sehr der Impfschutz mit der Zeit nachlasse, sei ohnehin bei jeder Person verschieden, so Hauri.

Auch Mathys bestätigte die Priorisierung der älteren Generation. Bei diesen gehe es bei der Auffrischimpfung tatsächlich um den Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Bei der Bevölkerung unter 65 Jahren sei dieser auch lange nach der Grundimmunisierung noch gegeben. Die Auffrischimpfung diene bei dieser Gruppe hauptsächlich dazu, die kurzfristige Immunität gegen eine Infektion zu erhöhen und so die Ausbreitung des Virus in der Population zu verlangsamen.

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