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Das sagt Skistar Beat Feuz zu seinem Rücktritt: «Ich habe Katrin angerufen und gesagt, dass es fertig ist»

Vier Tage vor Weihnachten gab der Abfahrts-Olympiasieger etwas überraschend seinen Rücktritt per Ende Januar nach den zwei Klassikern in Wengen und Kitzbühel bekannt. Jetzt erläutert der 35-Jährige vor den Rennen von Bormio seine Beweggründe.

Noch vor zwei Monaten sagte Beat Feuz das, was er in den vergangenen Jahren eigentlich immer zu diesem Thema erzählte. «So lange ich Spass und Motivation am Skifahren habe, mache ich weiter. »Doch kurz vor Weihnachten ging es auf einmal schnell. Seine Lieblingsabfahrten in Wengen und Kitzbühel will der 35-jährige Emmentaler noch bestreiten, doch bereits die WM im Februar in Frankreich findet ohne Feuz statt. Wieso dieses Umdenken?

Beat Feuz, wieso haben Sie sich zum Rücktritt entschieden?

Beat Feuz: Zuerst einmal Entschuldigung, dass ich den Journalisten so kurze Weihnachten beschert habe. Die Gründe sind simpel: Irgendwann ist einfach genug. Ich habe genug vom Skisport, genug im erlebt und auch genug erreicht. Es hat sich einfach nicht mehr richtig angefühlt, um Hundertstelsekunden zu kämpfen. Andere Dinge im Leben sind einfach wichtiger geworden, allen voran die Familie.

Welchen Einfluss hat die Gesundheit?

Die Geschichte meines Körpers kennen ja auch alle. Ich bin nicht einer, der von sich aus viel von seinem linken Knie erzählt hat. Aber es war oft schlimmer, als dass man gedacht hat. Es war auch der grössere Kampf, als dass man gedacht hat. Es macht auch keinen Sinn mehr, weiterzukämpfen. Es braucht so viel Zeit, um den Körper konkurrenzfähig zu machen. Ich bin nicht mehr gewillt, so viel Zeit zu investieren. Sicher hat der Körper gesagt, dass es vorbei ist. Aber auch meine Familie ist mir zu wichtig, um dieses Risiko auf mich zu nehmen. Mein Wunsch war es, dass mein Rücktritt gegen aussen eine Überraschung wird. Das ist mir definitiv gelungen. Es ist also genau so abgelaufen, wie ich es mir gewünscht habe.

Wieso keine WM mehr?

Irgendwo muss ich meiner Linie treu bleiben. Ich habe stets gesagt, meine grossen Rennen und Ziele sind trotz Olympia oder WM die Klassiker in Wengen und Kitzbühel. Ich will dort nochmals konkurrenzfähig am Start stehen.

Der Druck ist nun weg, aber ist noch genügend Spannung da, um nochmals voll anzugreifen?

Auf jeden Fall. Der Entscheid ist innerhalb der Familie schon seit längerer Zeit gereift. Aber es fällt definitiv ein Druck weg, wenn man das gegen aussen kommuniziert. Für mich spielt es betreffend Spannung überhaupt keine Rolle, ob ich einen Monat vor Kitzbühel oder direkt nach Kitzbühel den Rücktritt kommuniziere.

Wann haben Sie den Entscheid konkret gefällt?

Ich werde seit Jahren auf dieses Thema angesprochen. Das Sommertraining habe ich jedoch nochmals wie normal in Angriff genommen. Auch nach Nordamerika ins Trainingslager fuhr ich ohne Gedanken an dieses Thema. Dann reisten wir weiter nach Lake Louise zum ersten Rennen. Und während der Besichtigung des Abfahrtsrennens habe ich für mich feststellen müssen, dass dies nicht mehr das ist, was ich will. Sofort nach dem Training habe ich das Telefon in die Hand genommen und zuhause angerufen, um Katrin mitzuteilen, dass ich aufhöre. Die Details habe ich mit meiner Partnerin nach meiner Rückkehr aus Nordamerika in Ruhe besprochen.

Ist es wirklich nur die verlorene Lust oder war es letztlich nicht doch das Knie?

Es kommt alles zusammen. Ich hätte schon noch Lust, Rennfahrer zu sein. Aber es braucht einen unglaublich grossen Aufwand, um konkurrenzfähig zu sein – mit dem Alter wird er auch immer grösser. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass die körperlichen Baustellen nicht kleiner werden. Ich bin auch nicht mehr gewillt, diesen Aufwand für mein linkes Knie zu betreiben. Selbst wenn ich das wäre, hätte ich keine Garantie, schmerzfrei am Start zu stehen. Wenn ich nicht mehr gewillt bin, hundert Prozent in diesen Sport zu investieren, dann habe ich hier auch nichts mehr verloren.

Haben die privaten Verhältnisse auch eine Rolle gespielt, nicht mehr das volle Risiko auf sich nehmen zu wollen?

Ganz sicher auch. Die Familie kommt für mich immer an erster Stelle, hat höchste Priorität. Man denkt auch an die Kinder. Zwar nicht unbedingt am Start eines Rennens. Aber gerade Phasen, wo man lange unterwegs ist wie etwa in Nordamerika, sind Momente, die ich nicht mehr unbedingt brauche.

Wer hat den Entscheid wann erfahren?

Es war mir ein Anliegen, dass es bis zur offiziellen Mitteilung nur sehr wenige Personen wissen, damit es nicht frühzeitig raus geht. Deshalb habe ich nur vier, fünf Leute vorzeitig und persönlich informiert.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach der Karriere?

Es gibt einige Pläne, aber noch nichts konkretes. Ich habe diesbezüglich auch keinen Stress. Ich bin aktuell aber immer noch Rennfahrer. Und zum Glück auch privilegiert, dass ich einmal drei Monate Ferien machen kann.

Wieso haben Sie das erste Training in Bormio ausgelassen?

Ich bin erkältet und habe deshalb auf das Training verzichtet.

Ich habe gemerkt, wie der Körper reagiert. Das ist anders als vor vier, fünf Jahren. Ich selber habe gespürt, dass der Kampf um die Abfahrtskugel so für mich schwierig wird. Deshalb habe ich mich schon vor der Saison auf die Klassiker fokussiert.

Bei den Sports Awards habe ich definitiv nicht die Wahrheit gesagt. Direkt vor der Saison wusste ich es aber wirklich noch nicht. Was ich gespürt habe, ist, dass sich der Körper nicht mehr so anfühlte wie in den Jahren zuvor. Ich habe aber in Nordamerika gut trainiert und mich bis vor Lake Louise nicht konkret mit dem Rücktritt auseinandergesetzt.

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