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Was ist da am Gotthard los? Über 800 Stunden lang stand der Verkehr vor dem Tunnel still

Die Blechlawine vor dem Gotthard schien über den Sommer kein Ende zu nehmen. Auswertungen von Viasuisse zeigen nun das ganze Ausmass des Staus. 

Autofahrerinnen und Autofahrer die in diesen Sommerferien in den Süden fuhren, waren nicht zu beneiden. Stossstange an Stossstange ging es vor dem Gotthardtunnel oft nur langsam vorwärts. Dabei wurde die Blechlawine in den Meldungen des TCS immer länger und länger: 5 Kilometer Stau, 10 Kilometer, 15 Kilometer.

Es stellt sich die Frage: Was ist da am Gotthard los? Ist es in diesem Sommer wirklich extremer mit dem Stau und was sind die Gründe dafür? Nun zeigt eine Auswertung des Verkehrsinformationsdienstes Viasuisse wie viele Stunden Stau sich tatsächlich über die Sommermonate vor dem Tor in Richtung Süden kumulierten.

Juli knackt bisherigen Rekord

Zählt man die Monate Juni, Juli und August zusammen, kamen insgesamt 803 Staustunden zusammen, wie Viasuisse auf Anfrage von CH Media mitteilt. Dabei wurden die Daten jeweils ab Buochs NW bis zum Tunnelportal erfasst. Auf der Strecke Richtung Norden verzeichnete der Verkehrsinformationsdienst gar noch mehr Stunden.

Von Biasca bis zum Gotthardtunnel zählte Viasuisse über die drei Sommermonate demnach 804 Staustunden. Zum Vergleich: Letztes Jahr kam es auf der Strecke Richtung Süden zu 717 Staustunden, auf derjenigen Richtung Norden zu 682. Viasuisse unterstreicht, dass Unfälle, Pannen, Sperrungen und Baustellen in den Auswertungen für beide Richtungen bereits miteingerechnet sind.

Besonders schlimm war es im Juli, als mit 381 Staustunden zwischen Buochs und Gotthard ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Zuletzt wurde die Marke von 350 Stunden auf dieser Strecke laut Angaben von Viasuisse im Juli 2017 überschritten.

Steigende Tendenz

Auch im langjährigen Vergleich sticht die Staubilanz des Sommers 2022 hervor. «Wenn wir den Stau mit den letzten fünf Jahren vergleichen, ist der Sommer 2022 ein Rekordsommer», wie Michael Krein von Viasuisse auf Anfrage schreibt. Die Tendenz über diel letzten Jahre sei zunehmend und zeige in Richtung «Rekordhöhe».

Dies veranschaulicht auch eine von Viasuisse erstellte Grafik über die Entwicklung der Staustunden in den vergangenen fünf Jahren auf der Strecke Chiasso Richtung Gotthard sowie Luzern in Richtung des Strassentunnels. Einzig im ersten Pandemiejahr lässt sich ein Einbruch ablesen.

Sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung haben die Staustunden vor dem Gotthard über die letzten Jahre zugenommen.
Grafik: Viasuisse

Wieder Staus zu den Herbstferien

Das Bundesamt für Strassen (Astra) hat bereits Anfang Juli wegen des Ferienreiseverkehrs vor «langen Staus und grossen Verkehrsbehinderungen» gewarnt – insbesondere von Freitag bis Sonntag. Als Gründe nennt das Astra etwa «den coronabedingten Nachholbedarf für Ferienreisen» und die «im Flugverkehr erwarteten Probleme». So herrschten an den Flughäfen Europas über den Sommer teilweise chaotische Zustände. Streiks, Personalmangel und Pannen sorgten vielerorts für Verspätungen und Ausfälle.

Auch wenn das Ende der Sommerferien nunmehr schon einige Wochen zurückliegt, ist noch längstens keine Beruhigung auf den Schweizer Strassen in Richtung Süden in Sicht. Die Meldung des TCS vom Samstag liest sich wie ein Déjà-vu:

Entsprechend schreibt auch das Astra auf Anfrage, dass auf den Nord-Süd-Achsen A2 und A3 bis Mitte September mit «sehr hohem Verkehrsaufkommen» zu rechnen sei, insbesondere mit Blick auf den Rückreiseverkehr. Zudem rechnet das Bundesamt für Strassen, dass die Herbstferienzeit im Oktober bereits «wieder ein erhöhtes Verkehrsaufkommen» mit sich bringen dürfte. Für Autofahrerinnen und Autofahrer, die in dieser Zeit verreisen wollen, lohnt es sich also, sich schon im Voraus in Geduld zu üben.

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