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Reto Graber im zt Talk: «Krisen meistert man am besten dadurch, indem man versucht, ihnen zuvorzukommen»

Was, wenn plötzlich die Lichter ausgehen? Der oberste Zofinger Bevölkerungsschützer Reto Graber sagt im zt Talk, wie er sich auf einen möglichen Blackout vorbereitet.

Was passiert, wenn in den kommenden Wochen der Strom so knapp wird, dass er jeweils für einige Stunden abgestellt werden muss? Oder – noch schlimmer – ein tagelanges Blackout das Land lahmlegt? Reto Graber hat sich in letzter Zeit mit diesen Szenarien intensiv auseinandergesetzt: Er ist Leiter Bevölkerungsschutz und Feuerwehr der Stadt Zofingen und gleichzeitig Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Zofingen.

Schon wenn der Strom zeitweise abgestellt würde, «werden meine Kolleginnen und Kollegen, die in der Führung verantwortlich sind, nicht mehr so viel zum Schlafen kommen», sagt Graber. «Wir werden in der Tat schon gefordert sein.» Es sei davon auszugehen, dass nach 30 bis 60 Minuten auch die Mobiltelefonie nicht mehr funktioniere. In diesem Fall müssten wichtige Einrichtungen wie das Feuerwehrmagazin und die Notfalltreffpunkte (siehe Box) bereits besetzt werden. Das Feuerwehrmagazin kann mit Notstrom betrieben und beheizt werden; das Magazin ist auch der Standort des regionalen Führungsorgans, jenes Gremiums also, das in einem Krisenfall die Einsätze über acht Gemeinden hinweg koordiniert. Angeschlossen sind ab dem neuen Jahr Aarburg, Brittnau, Murgenthal, Oftringen, Rothrist, Strengelbach, Vordemwald und Zofingen.

Wo sind die Notfalltreffpunkte?

Jeder Gemeinde im Kanton Aargau steht mindestens ein Notfalltreffpunkt zur Verfügung. Zu finden sind sie im Internet auf notfalltreffpunkt.ch. In Zofingen beispielsweise sind die Mehrzweckhalle BZZ, die Turnhalle Rosengarten und die Mehrzweckhalle Mühlethal Notfalltreffpunkte. Sie würden bei Bedarf kurzfristig besetzt. Menschen, die bei einem Stromausfall Hilfe benötigen, können sich zu einem dieser Notfalltreffpunkte begeben.

Bei einem Blackout wäre die Bevölkerung sehr stark auf die Unterstützung von Notfall-Organisationen angewiesen. Eine der Herausforderungen ist die Alarmierung der Feuerwehr, die normalerweise übers Handy läuft. Die Lösung ist ein autarkes System mit Pagern; alle Angehörigen der Feuerwehr Zofingen sind mit einem dieser altertümlich anmutenden Geräte ausgestattet. «Das ist ein zentraler Punkt in unserem Dispositiv», sagt Reto Graber. Bei einem Blackout ist beispielsweise damit zu rechnen, dass die Feuerwehr zu Rettungen aus steckengebliebenen Liften ausrücken muss. Die Notfall-Treffpunkte wären bei einem Blackout während 24 Stunden am Tag besetzt. Besonders vulnerabel wären ältere und kranke Menschen. Alters- und Pflegeheime würden deshalb prioritär von Zivilschutz-Angehörigen unterstützt.  

Was sind die wichtigsten Verhaltensregeln, die alle kennen sollten? Das zentrale Element ist die Selbstsorge, wie Graber sagt. «Dass ich in einer solchen Situation über einen gewissen Zeitraum funktioniere, ohne dass ich auf die üblichen Angebote zurückgreifen kann.» Dazu gehört ein Vorrat an Lebensmitteln. Wer auf elektrische Geräte angewiesen ist, die lebenswichtig sind, muss prüfen, wie diese im Notfall betrieben werden können. «Wer beispielsweise medizinischen Sauerstoff braucht, sollte ein Gerät mit Batterie zur Verfügung haben.» Kein Strom heisst auch kein Licht. «Das Candle Light Dinner bekäme eine neue Bedeutung», scherzt Graber. Wichtig ist auch ein Radio, das mit Batterien läuft, um auf dem Laufenden zu bleiben – denn der wichtigste Informationskanal bei Stromabschaltungen oder Blackouts wäre das Radio. 

Er selbst habe mit seiner Familie den Notfall durchgespielt, meint Graber. «Wir haben für ein paar Tage Wasser und Lebensmittel zuhause – Sachen, die man auch ohne zu kochen essen kann.» Auch ein Gaskocher, Kerzen, Taschenlampen und ein Batterie-Radio sind vorhanden. Ein Notstrom-Aggregat hat er sich nicht angeschafft. «Man muss nicht den Anspruch haben, dass in einer solchen Situation alles genau gleich funktioniert wie heute.»

Tatsächlich könnte ein Blackout Dimensionen haben, die man sich heute noch nicht vorstellen könne. «Auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, wäre ein schlechter Ratgeber. Krisen meistert man am besten dadurch, indem man versucht, ihnen zuvorzukommen.» Wer sich gut vorbereite, könne dann auch besser mit Herausforderungen umgehen, die man sich heute noch gar nicht vorstellen könne.

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