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Hat Rupperswil ein strukturelles Problem? Gemeindeammann Mirjam Tinner entkräftet den Verdacht eines Bürgers

Abgänge in der Schule und auf der Gemeinde lassen stutzen. Für jeden einzelnen Fall gibt es gemäss Gemeindeammann Mirjam Tinner aber eine Erklärung. Die Gemeinde wolle, auch wenn die Abgänge Zufall seien, eine attraktivere Arbeitgeberin werden.

Es habe «Turbulenzen» gegeben an der Primarschule in Rupperswil. Abgänge seien nicht immer ganz freiwillig gewesen und die Stellen hätten nur mit Müh und Not jeweils wieder besetzt werden können. Viele Personalwechsel seien auch in der Gemeindekanzlei feststellbar. All das schreibt ein Rupperswiler der AZ, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Mirjam Tinner.
Bild: Severin Bigler

Gemeindeammann Mirjam Tinner nimmt Stellung. Und sagt als Erstes: «Schade, dass man an die Zeitung gelangt und nicht an mich direkt.» Was sie der AZ erzähle, könnte auch im direkten Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern geklärt werden. Sie dementiert gar nicht, dass es mehrere Abgänge sowohl in der Schule als auch auf der Gemeindeverwaltung gegeben habe. Was sie aber entkräftet ist, dass Rupperswil ein strukturelles Problem habe. «Es waren Zufälle und Umstände, die sich dummerweise gehäuft haben», sagt Tinner.

Schulverwalterin «ist sehr stark gefordert»

Die frühere Co-Schulleiterin habe wegen eines anderen Angebots bereits gekündigt, bevor die Schule von der Verantwortung der Schulpflege zu jener der Gemeinde überging. Der Co-Schulleiter reichte seine Frühpensionierung aus gesundheitlichen Gründen ein, wie Tinner sagt. Die Schulverwalterin hatte schon länger angekündigt, ebenfalls früher in Rente zu gehen. Die Schulleitung wurde neu besetzt – die betreffende Person kündigte noch während der Probezeit. «Näheres darf ich aus Datenschutzgründen nicht sagen.» Die neue Schulverwalterin sei nun stark gefordert, aber sie bleibe. Tinner hatte gleich nach der Kündigung der Schulleiterin das Gespräch mit ihr gesucht.

Für weitere Schulleitungsaufgaben wurden langjährige Lehrpersonen eingesetzt. «Diese haben mir gesagt, es sei eine gute Schule, der Betrieb sei gesichert», so Tinner. Dass die Abgänge etwas mit den Strukturen oder gar ihrer Person zu tun habe, könne sie sich nicht vorstellen – «es hat auf jeden Fall niemand etwas Derartiges gesagt». Die Stelle der Schulleitung wurde nun wieder ausgeschrieben.

Gemeinderat geht trotzdem über die Bücher

Auch die Abgänge auf der Gemeindeverwaltung kann Tinner erklären. Die stellvertretende Gemeindeschreiberin und die Leiterin Einwohnerdienste verliessen Rupperswil – beide nach mehreren Jahren und weil sie andere Stellen, die näher am Wohnort liegen, annahmen. Nachdem sie erst im Mai angefangen hatte, verlässt auch die neue Leiterin der Einwohnerdienste die Gemeinde schon wieder. Sie wird in einem anderen Bereich tätig. Per 1. Januar 2023 wird ausserdem jemand Neues die 80-Prozent-Stelle bei den Sozialen Diensten übernehmen, «dies nachdem die jetzige Stelleninhaberin während Monaten krankheitsbedingt ausgefallen ist». Eine Stelle in der Abteilung Steuern sei seit knapp einem Jahr offen, das Inserat sei auch schon mehrfach erschienen, «der Markt ist ausgetrocknet».

Die Abgänge und Neuzugänge müsse man bei allem anderen auch in Relation zu den Stellenprozenten auf der Verwaltung sehen. Bei den Sozialen Diensten werden per Anfang nächsten Jahres endlich wieder die von der Gemeindeversammlung genehmigten 280 Stellenprozente erreicht. Auf der Kanzlei inklusive Einwohnerdienste sind es 300 Prozent, bei den Finanzen 200 Prozent, im Bereich Steuern 280 Prozent und auf der Bauverwaltung 170 Prozent. Dazu kommen einzelne befristete Kleinstpensen, um die Arbeitslast bewältigen zu können.

Ein Problem habe Rupperswil also nicht. Dennoch will der Gemeinderat über die Bücher, um zeitgemässere Arbeitsbedingungen bieten zu können. Vier Wochen Ferien seien heute viel zu wenig, stellt Tinner fest. Die Lohnbänder, die Arbeitszeiten, die Option, im Homeoffice zu arbeiten, all das müsse man prüfen, das habe der Gemeinderat an seiner Klausurtagung festgestellt. «Wir wollen moderner und attraktiver werden, aber das geht nicht von heute auf morgen.»

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