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Stiftungsgeld für Hobbys verwendet – jetzt wollen die Staatsanwälte 800 Flaschen Wein verkaufen

Vor dem Luzerner Kriminalgericht muss sich heute ein Treuhänder verantworten, dem vorgeworfen wird, 4,6 Millionen Franken einer Stiftung für sich, seine Weinsammlung oder für Briefmarken verwendet zu haben. 

Ein 68-jähriger Mann muss sich heute Freitag vor dem Luzerner Kriminalgericht in einem Betrugsprozess verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, mehrere Millionen Franken Stiftungsgelder zweckentfremdet zu haben – unter anderem soll er damit Wein gekauft haben.

Die Staatsanwaltschaft fordert für den Treuhänder 6 Jahre Gefängnis und ein Tätigkeitsverbot, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist. Sie plädiert unter anderem auf mehrfachen gewerbsmässigen Betrug. Der Mann soll von 2010 bis 2014 insgesamt 4,6 Millionen Franken an Darlehen und zweckgebundenen Beiträgen einer Stiftung für seinen Eigenbedarf eingesetzt haben.

Der Beschuldigte, der seit den 1980er Jahren hoch verschuldet ist, verhalf einem vermögenden Mann im Jahr 2003 zu einer Steuerreduktion von 1,2 Millionen Franken und war fortan dessen Vertrauter und Treuhänder. 2009 regte er an, eine Stiftung zu gründen, um Steuern zu optimieren.

Er war sodann für die Stiftung zuständig und schlug jeweils Zuwendungen für verschiedene Projekte vor, etwa in Forschung, Wiederaufforstung oder für Biokunststoff. Das Geld floss an von ihm kontrollierte Gesellschaften. Der vermögende Stifter überwies es jeweils per Einzahlungsschein.

1500 Flaschen beschlagnahmt

Das Geld setzte der Beschuldigte ein, um Ausgaben von sich und seiner Familie zu begleichen, Schulden zu tilgen oder Briefmarken zu kaufen. Einmal, so die Staatsanwaltschaft, die von arglistiger Täuschung spricht, kaufte er für 50 000 Franken Wein.

Beim passionierten Sammler liess die Staatsanwaltschaft rund 1500 Flaschen Wein beschlagnahmen, knapp 700 davon verwertete sie bereits mit einem Erlös von 43 700 Franken. Die übrigen Flaschen sowie Briefmarken und Luftpost sollen zur Deckung der Verfahrenskosten von 86 000 Franken sowie der Ersatzforderungen verwendet werden. Der Beschuldigte bestreitet die ihm vorgeworfenen Taten.

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